FÜNF MONATE IN AMERICA’S FINEST CITY – SAN DIEGO, CALIFORNIA

Reportage von
Gast

Etwas unscheinbarer als die Metropolen Los Angeles und San Francisco, aber keineswegs weniger sehenswert: San Diego, Kaliforniens zweitgrößte Stadt, hat einiges zu bieten. Ich hatte das Glück, fünf Monate an einer Sprachschule in San Diego Downtown wertvolle Erfahrungen sammeln und dabei die Schönheit und Einzigartigkeit Kaliforniens erleben zu dürfen.

Bevor es losging musste ich ein Visum beantragen. Sofern man genügend Zeit für die Beantragung einplant, ist dies auch relativ unkompliziert. Nachdem zunächst alles sehr streng wirkt (man darf keinerlei Gegenstände mit in das Botschaftsgebäude in Berlin nehmen und auch die Beamten am Eingang sehen nicht aus, als wären sie für Späßen zu haben), war der gesamte Visumsprozess dann doch relativ schnell erledigt. Nach etwa fünf Tagen wurde mir mein Reisepass samt Visum per Einschreiben nach Hause geschickt und ich konnte beruhigt durchatmen.

 

Am 9. Juni 2018 ging es dann endlich los. Mit Lufthansa über Frankfurt erreichte ich nach knapp 15 Stunden San Diego. Die Passkontrollen waren nach nur 20 Minuten erledigt, da der Flughafen in San Diego nur von sehr wenigen internationalen Flughäfen angeflogen wird. Mit dem Taxi ging es dann in meine erste Unterkunft. Ich habe mich entschieden, während meiner Zeit sowohl in einer Gastfamilie (unten im Bild links ist das Haus, in dem ich gewohnt habe), als auch einer Residenz zu wohnen.

Wer sich für Sommer, Sonne, Strand und Meer begeistert, ist in San Diego genau richtig. Im Sommer wird es mit rund 25°C nie zu heiß, im Winter mit etwa 15°C nicht zu kalt. Auch regnen tut es sehr selten. Man kann sich fast ganzjährig am Strand aufhalten und generell spielt sich das Leben in San Diego größtenteils draußen ab. Surfen steht dabei zweifelsohne auf Platz 1 der Freizeitbeschäftigungen.

Die beliebtesten Strände sind Coronado Beach, Pacific Beach und Mission Beach. Für wen surfen nichts ist oder wer sich lieber etwas entspannen möchte, kann gut die Promenade entlangschlendern und sich dabei einen Baked Bear (Ice Cream-Cookie Sandwich) oder eine Açai Bowl (Obstbecher) schmecken lassen. Auch die Sonnenuntergänge sind immer wieder aufs Neue ein atemberaubendes Erlebnis.

Auch der Stadtteil La Jolla ist bei Einheimischen sowie Touristen sehr beliebt. Hier befindet sich auch eine der Universitäten San Diegos, die UCSD. Ich habe vor allem wegen der Seelöwen und der spektakulären Sonnenuntergänge viel Zeit dort verbracht.

Unweit von La Jolla befindet sich das Torrey Pines State Reserve. Neben tollen Stränden und Sonnenuntergängen kann man hier auch gut wandern, die wohl zweitbeliebteste Freizeitaktivität in San Diego.

Mein Praktikum habe ich in einer Sprachschule in Downtown San Diego gemacht. Parallel dazu hatte ich noch einen Sprachkurs, bei dem ich neben Vokabeln und Grammatik auch viel über das Land und die Kultur der USA lernen konnte. Meine Lehrerin war sehr motiviert und hatte schon jahrelange Erfahrung im Unterrichten. Da sie bereits seit vielen Jahren in San Diego wohnt, konnte sie uns außerdem viele nützliche Tipps geben. Jeden Freitag gibt es eine graduation ceremony, bei der alle graduates feierlich ihr Zertifikat überreicht bekommen.

Das Praktikum bestand die ersten Wochen vor allem aus der Betreuung der Summer Camp Schüler. Ich habe größtenteils bei der Organisation und Umsetzung der Ausflüge geholfen. Meistens habe ich die Schüler/innen, die aus aller Welt zum Englischlernen nach San Diego kamen, zu ihrem Surfunterricht begleitet, war aber z.B. auch als Aufsichtsperson mit in Los Angeles und den Universal Studios.

Nachdem das Summer Camp vorbei war, habe ich im Büro geholfen und so die Strukturen der Schule besser kennenlernen können. Die Mitarbeiter waren alle sehr freundlich und haben mich von Tag eins sehr herzlich aufgenommen. Diese Freundlichkeit findet sich auch im Alltag außerhalb der Schule wieder. Ob im Bus, im Supermarkt, auf der Straße oder im Restaurant, die Menschen in Kalifornien sind ausgesprochen herzlich und sehr interessiert. Dass man sich z.B. beim Aussteigen aus dem Bus beim Fahrer bedankt, gehört zum guten Ton und war auch für mich nach der ersten Woche eine Selbstverständlichkeit. Diese ausgesprochene Freundlichkeit wird mir besonders jetzt, wo ich wieder zurück in Deutschland bin bewusst und ist nur einer von vielen Gründen, weshalb ich das Leben in San Diego so schmerzlich vermisse.

Das Besondere an der Sprachschule in San Diego sind die vielen angebotenen Aktivitäten. Fast täglich werden Trips in den Balboa Park (San Diegos Stadtpark, in dem es neben dem weltweit bekannten Zoo auch viele interessante Museen gibt), zum USS Midway, dem im Zweiten Weltkrieg eingesetzten Kriegsschiff und heutigem Museum, SeaWorld oder Safari Park angeboten. Viele der Angebote sind kostenlos und bieten eine perfekte Möglichkeit, Mitschüler/innen besser kennenzulernen und neue Freundschaften zu schließen.

Aufgrund der Nähe zu Mexiko findet man in San Diego und Umgebung unzählige authentische mexikanische Restaurants. Einer der wohl besten Orte, um sich einen Burrito, Taco oder Quesadilla schmecken zu lassen, ist San Diegos Old Town. Hier wurden auch die ersten spanischen Siedlungen in Kalifornien gegründet, weshalb Old Town oft auch als Geburtsplatz Kaliforniens bezeichnet wird.

Ich hatte unglaublich tolle fünf Monate in San Diego und kann nur jedem ans Herz legen, selbst diese Erfahrung zu machen. Das Leben in Kalifornien ist mit dem in Deutschland nicht zu vergleichen. Am schmerzlichsten vermisse ich die Menschen, denen es an Herzlichkeit und Gelassenheit keinesfalls fehlte. Auch das Wetter, das Essen, die Strände und das Surfen fehlen mir ungemein. Zusammenfassend kann ich daher der amerikanischen Komponistin Beth Anderson nur zustimmen:

Everything is just better in California - the wine, the food, fruits and vegetables, the comforts of living [...]. Everything is wonderful.”