Praktikum in Brighton

Reportage von
Gast

Im April 2017 begann die Reise nach Brighton, um ein 3-monatiges Praktikum an einer Schule zu absolvieren. Das Auslandspraktikum ist Bestandteil meines Studiums und es war ohnehin mein Wunsch, meine Zeit in England zu verbringen. Ich war zu dem Zeitpunkt bereits England erprobt, war allerdings noch nie südlich von London.

Am 23.4. geht es nach einer ordentlichen Abschiedsparty früh morgens nach Hamburg um von dort nach London Gatwick zu fliegen. Vor mir liegen 3 Monate voller neuer Erfahrungen und ich steige mit vielen Fragen in den Flieger. Wie wird die Gastfamilie sein? Wie ist der Alltag an einer Schule in England? Wie sind die KollegInnen? Was werden die Kinder von mir denken? In Brighton angekommen entschloss ich mich, auf den Bus zu verzichten und entlang des Strandes zur Familie zu gehen. Direkt an der Seafront befindet sich das erst kürzlich eröffnete I360, ein Aussichtsturm um den Überblick zu behalten... Nachdem ich bei der Gastfamilie wurde ich herzlich empfangen wurde, geht es am Folgetag zur Begrüßung in der Partnerorganisation und anschließend zur Vorstellung bei der Schule. Nach einer ausführlichen Führung, werde ich bereits für mein Englisch gelobt und alle Lehrer sind neugierig und bieten mir an, Teil ihres Klassenverbandes zu werden. 

Über die Community und das Social Programme der Sprachschule lerne ich andere Studenten und Praktikanten kennen und gemeinsam ging es am ersten Wochenende nach Stonehenge, einer beeindruckenden Kulisse und ein mystischer Ort, über den Forscher noch heute rätseln und nur Vermutungen anstellen. Eine Abgrenzung verhindert, dass die Besucher auf die Steine klettern, aber es ist dennoch faszinierend, wie beeindruckend die Szene ist, auch wenn es im Prinzip nur Steine sind, die sich mehrere hundert Besucher am Tag ansehen.

In Brighton werde ich vom ersten Tag an in den Alltag an der Schule integriert. Die Kinder sind neugierig und lassen sich von mir helfen und stellen Fragen. In England ist es sehr gängig, dass es neben dem Teacher auch noch einen Teaching Assistant gibt, der bei der Bearbeitung von Aufgaben zur Seite steht. Auch die tägliche Assembly ist neu für mich, eine Sache, die mir bisher nur aus dem Englisch Schulbuch bekannt war. Auch darf ich bereits an Tagestrips teilnehmen, wie zum Beispiel zum Royal Pavillion von Brighton, welcher als royale Residenz abseits des aufregenden Londons diente. Das vom Prince Regent beauftragte Gebäude ist eines der berühmtesten Wahrzeichen Brightons und wurde inspiriert durch die indische Architektur. Noch heute pendeln viele aus Brighton ins nahe gelegene London, um teuren Mieten zu entgehen und das Leben nahe der See zu genießen.

An der Schule entscheide ich mich dafür, wöchentlich zu wechseln und somit mehrere Tage in einer Klasse zu verbringen. Meine Aufgaben bestehen nicht aus Kaffee kochen und kopieren, sondern ich darf im direkten Kontakt mit den Kindern stehen, ihnen helfen und ihnen Sachverhalte erklären. Auch darf ich auf einem Schultrip, welcher auf den Aussichtsturm der Stadt führt, Verantwortung für eine Gruppe übernehmen und mit ihnen über das "Brighton von oben" reden. Ausflüge dieser Art sind zu meiner Überraschung sehr fordernd und ich bin immer froh, sobald wir zurück an der Schule und alle heil angekommen sind. 

Im Süden Englands heißt es Ende Mai: Mid-Term-Holidays. Eine Woche schulfrei und auch wenn die Schule wirklich Spaß macht, sind ein paar freie Tage eine willkommene Abwechslung. Für eine Wochen geht es für mich in den hohen Norden, da Schottland schon immer auf meine Liste stand. Freundliche Menschen, atemberaubende Landschaften, wunderschöne Städte und jede Menge Regen, so würde ich Schottland zusammenfassen. Am ersten Tag nach den freien Tagen, erzählen die Kinder von ihren Urlaubstagen und auch im Lehrerzimmer berichtet jeder über seine Woche. 

In einer kleinen Reisegruppe geht es am 17.6. zum Geburtstag der Königin ins nur 60 Minuten entfernte London. eine beeindruckende Parade wird mit hunderten patriotischen Briten und Anhängern der Monarchie gefeiert und wir sind bei weitem nicht die einzigen "Nicht-Briten", die sich die Parade ansehen. Der Geburtstag der Königin ist eigentlich im April, wird aber aufgrund des englischen Wetters im Juni gefeiert, um bei der Parade die Chancen auf Sonnenschein zu erhöhen. Die Rechnung ist aufgeganen und nach 4 Stunden Wartezeit und einem Sonnenbrand im Nacken, fährt die Königin mit ihrem Ehemann in einer Kutsche vorbei und winkt. Apropos englisches Wetter, ich habe mir eine Regenjacke gekauft, bevor ich nach England ging und habe diese tatsächlich wenig getragen: Das Wetter meint es sehr gut mit mir und es ist häufig sonnig und regnet weitaus weniger, als man es von England gewohnt ist.

Sonnige Nachmittage und warme Abende kann man in den typisch englischen Tea Rooms oder Pubs verbringen. Very British! Viele kleine Cottages, welche Tee und Scones anbieten oder herrlich urige Pubs, in denen man X Variationen von Bieren und Cider genießen kann. 

Nur unweit von Brighton entfernt lädt die Szenerie der Seven Sisters zum Entspannen ein. Die Kreidekliffs laden zu stundenlangen Spaziergängen ein, in meinem Fall jedoch zu einem weiteren Schultrip, um die Gegend kennenzulernen und sich mit der Natur zu beschäftigen. Die Kinder freuen sich, in meiner Gruppe zu sein und es macht einfach Spaß die SchülerInnen beim Entdecken zu beobachten. Auch wenn sie die beeindruckende Landschaft anders würdigen als die Lehrer und ich, bin ich immer wieder dankbar für diese Erfahrung und der Austausch mit allen Beteiligten ist einfach faszinierend.

In 2 Wochen endet meine Zeit in England bereits und ich habe es vor lauter anderen Unternehmungen zum ersten mal auf den Brighton Pier geschafft. Auch diese Brücken, die in die See ragen sind eine sehr britische Attraktion und viele Städte entlang der Küste haben einen Pier. Fahrgeschäfte, Spiel- und Fressbuden laden zum stundenlangen Schlendern auf den Pier ein und der Blick auf die Seafront ist beeindruckend. Auch viele der Schulkinder gehen regelmäßig mit ihren Familien zum Pier. Ebenso geht meine Gastmutter mit ihrem Sohn gern hierher, denn eine Kirmes, welche das ganze Jahr über stattfindet, ist wohl ein Traum für jedes Kind und auch für alle Kinder im Körper eines Erwachsenen.

Kaum zu fassen, dass die 3 Monate bereits vorbei sind. Eine tolle und und wahnsinnig bereichernde Erfahrung geht zu Ende. Eine freundliche Gastfamilie und eine tolle Schule mit sympathischen und stets hilfsbereiten Persönlichkeiten: ich schätze mich sehr glücklich diese Erfahrung gemacht zu haben und bereue keine Sekunde. Kein Tag war wie der andere. Langeweile war ein absolutes Fremdwort. Brighton ist eine tolle, multikulturelle und bunte Stadt. Schweren Herzens verlasse ich die Schule und bekomme in der Klasse sogar eine kleine Abschiedsfeier. Lehrkräfte und Kinder schenken mit Schokolade, Wein und Karten, in denen sie sich für meine Unterstützung bedanken und mich in meiner Entscheidung bekräftigen, dass ich mich damals für den besten Job entschieden habe. Mit einem Dinner mit meiner Gastfamilie endet die Zeit und nach 3 aufregenden und unvergesslichen Monaten mit unendlich vielen wundervollen Momenten kehre ich ins regnerische Deutschand zurück. Jederzeit würde ich zurückkehren und ich empfehle jedem, diese Erfahrung zu machen. 

PS: Auf der GLS Website findest du alle Infos zum Thema Praktikum im Ausland.